14 Nov.

reservierte Lagerbestand (SAP Business One)

Der reservierte Lagerbestand in SAP Business One – im System als „Bestätigt“ bezeichnet – umfasst die Menge an Artikeln, die bereits durch zukünftige Materialabgänge fest eingeplant sind. Diese Bestände stehen für neue Verkäufe oder Umlagerungen nicht mehr zur Verfügung.

Sobald ein Artikel über Kundenaufträge, Produktionsaufträge oder Umlagerungsanfragen gebunden wird, reserviert SAP Business One diese Menge automatisch. Das System zieht diesen Wert vom physisch verfügbaren Bestand ab, wodurch sich die tatsächlich verfügbare Menge reduziert. Die Reservierung stellt somit sicher, dass bereits zugesagte Waren nicht versehentlich doppelt verplant werden. Die reservierten Mengen werden auf Lager- und Artikelebene verwaltet und sind für jedes Lager separat auf der Registerkarte Bestandsdaten im Artikelstamm sichtbar. Diese Information ist essenziell für die Bestandsdisposition, insbesondere in Unternehmen mit knappen Lagerbeständen oder Just-in-Time-Lieferprozessen.

Quellen der Reservierung
Reservierungen entstehen durch drei Hauptbelegarten:

  • Kundenaufträge (Sales Orders): Alle noch offenen Aufträge blockieren die angeforderte Menge im Lager.
  • Produktionsaufträge (Production Orders): Komponenten, die für geplante oder freigegebene Produktionen benötigt werden, werden automatisch reserviert.
  • Bestandsumlagerungsanfragen (Inventory Transfer Requests): Sobald ein solcher Antrag erstellt wurde, wird die angeforderte Menge im Quelllager als reserviert markiert.

Berechnung der Verfügbarkeit (ATP-Logik)
Der reservierte Lagerbestand ist ein fester Bestandteil der Verfügbarkeitslogik:

Verfügbare Menge = Physischer Bestand − Reservierter Bestand + Bestellte Menge

Beispiel: Ein Artikel hat 100 Stück auf Lager, 60 sind bestätigt (reserviert), 20 sind bestellt. Die verfügbare Menge beträgt dann 60 Stück (100 − 60 + 20). Wird der reservierte Bestand größer als Lagerbestand und Bestellung zusammen, kann die Verfügbarkeit negativ werden – ein Hinweis auf eine Unterdeckung.

Sonderfälle: Serien- und Chargenverwaltung
SAP Business One differenziert bei der Reservierung:

  • Seriennummern: Eine Seriennummer gilt als reserviert, wenn sie einem Beleg zugeordnet ist. Der Status „Allocated“ wird im System angezeigt, solange die Lieferung nicht erfolgt ist.
  • Chargennummern: Im Auswahlfenster zeigt „Allocated Qty“ die bereits durch andere Belege reservierte Menge an. Diese hilft dabei, Doppelzuweisungen zu vermeiden.

Abgrenzung zu verwandten Begriffen
Während der physische Bestand die tatsächlich vorhandene Menge im Lager abbildet, bezieht sich der reservierte Bestand auf den Anteil davon, der durch Belege bereits gebunden ist. Die verfügbare Menge wiederum ergibt sich aus der Differenz zwischen beiden unter Einbeziehung der Zuläufe.

Spezialfall: Sperrlager
Artikel in Sperr- oder Prüflagern sind zwar physisch vorhanden, zählen aber nicht zur verfügbaren Menge für den Verkauf. Die reservierte Menge kann dennoch unabhängig davon gebildet werden, da sie durch Belege und nicht durch Lagerstatus gesteuert wird. Nur wenn ein Artikel ausdrücklich nicht disporelevant ist, wird er bei der Verfügbarkeit ignoriert.