Herstellungskosten sind die Aufwendungen, die für die eigene Fertigung von Produkten oder Vermögensgegenständen anfallen. Sie beinhalten Materialkosten, Fertigungslöhne, Sonderkosten der Fertigung sowie einen angemessenen Anteil an Gemeinkosten. Herstellungskosten sind im Rechnungswesen von zentraler Bedeutung, da sie sowohl für die Bewertung von Beständen als auch für die Aktivierung selbst erstellter Anlagen maßgeblich sind.
SAP Business One bietet eine strukturierte, stücklistenbasierte Methode zur Ermittlung der direkten Herstellungskosten, ergänzt durch das Ressourcen- und Kostenrechnungsmodul. Während direkte Kosten systemgestützt erfasst werden, erfordert die Einbeziehung indirekter Kosten (Gemeinkosten) zusätzliche manuelle oder modulbasierte Erfassung.
Grundlagen in SAP Business One
In SAP Business One wird der Begriff „Herstellungskosten" nicht direkt als Systembegriff verwendet, jedoch werden sie unter dem Begriff Produktionskosten oder Kosten der hergestellten Waren im Rahmen des Produktionsmoduls umfassend abgebildet.
1. Grundlage: Produktionsauftrag und Stückliste (BOM)
- Ein Produktionsauftrag bildet den Kern des Fertigungsprozesses in SAP Business One.
- Grundlage ist die Produktionsstückliste, die die Struktur des Endprodukts festlegt:
- Komponentenartikel (Materialien)
- Ressourcen wie Maschinenstunden oder Arbeitszeit
2. Ermittlung der Herstellungskosten
Die Herstellungskosten ergeben sich in SAP Business One aus:
- Komponentenkosten:
- Kosten der im Produktionsauftrag tatsächlich ausgegebenen Materialien
- Bewertet nach der im Artikelstamm definierten Methode (z.B. FIFO, gleitender Durchschnitt)
- Ressourcenkosten:
- In den Ressourcen-Stammdaten können bis zu 10 Kostenarten (z.B. Maschinenstunde, Personalstunde) hinterlegt werden.
- Diese fließen direkt in die Produktkosten des Endprodukts ein.
- Manuell zugeordnete Gemeinkosten:
- Gemeinkosten wie Energiekosten, Instandhaltung etc. werden nicht automatisch berücksichtigt.
- Über das Kostenrechnungsmodul können jedoch Kostenstellen, Verteilungsregeln und Projekte genutzt werden, um Gemeinkosten realistisch zu erfassen.
3. Werkzeuge zur Kostenkalkulation
- Production Std Cost Rollup: Aggregiert die Standardkosten aller Komponenten (inkl. Unterstücklisten) und aktualisiert den Artikelstamm.
- Production Std Cost Update: Überträgt diese kalkulierten Kosten in Preislisten oder Berichte.
- Production Cost Recalculation Wizard: Dient zur nachträglichen Neuberechnung der tatsächlichen Produktionskosten bei Chargen-/Serienverwaltung.
4. Bestandsbewertung
- Die Bewertungsmethode im Artikelstamm (FIFO, Durchschnitt, Serienpreis) beeinflusst die Produktionskosten.
- Diese Methode ist entscheidend für die Ermittlung des Lagerwerts und der Herstellungskosten der Endprodukte.
Beispiel
Ein Unternehmen produziert einen Tisch. Die Stückliste umfasst:
- Holzplatte (Material): 50 €
- Beine (Material): 20 €
- Arbeitszeit (Ressource): 30 €
- Maschinenkosten (Ressource): 10 €
Herstellungskosten (Systemperspektive): 110 €
Gemeinkosten (z.B. Strom, Verwaltung) werden über Kostenstellen separat erfasst und ggf. anteilig zugewiesen.
Versino Financial Suite
Die Versino Financial Suite macht die Erfassung, Bewertung und Auswertung von Herstellungskosten in SAP Business One wesentlich transparenter, flexibler und revisionssicherer. Sie automatisiert bisher manuelle Prozesse, sorgt für eine klarere Zuweisung von Gemeinkosten und liefert jederzeit prüfungssichere, auswertbare Berichte.