Geht es um unternehmerischen Erfolg, reden wir häufig von Innovation. Allerdings arbeiten wir ständig gegen diese an.
„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde“.
Pathetische Zitate wie diese sind häufig Leitsprüche großer Innovations-Verfechter. Das Bild, das einst von Henry Ford gezeichnet wurde, erzählt von mutigen Gedanken und großen Schritten ins Ungewisse. Sicher, die Menschen zu fragen, was sie wollen, weist nicht immer die richtige Richtung. Aber Fakt ist: Abseits von Kreativitäts-Workshops fällt es uns sehr schwer das Rad neu zu erfinden.
Routine, Kontrolle, Planung
Um dem obersten Ziel – dem Wachstum – der westlichen Wirtschafts-Maschinerie gerecht zu werden, untergibt sich ein Unternehmen vor allem folgenden Voraussetzungen: Routine, Kontrolle und Planbarkeit. Das ist nicht unbedingt schlecht und erfolgreiche Unternehmen funktionieren (bis zu einem gewissen Punkt) nach diesem Prinzip. Als Anbieter und Berater von ERP-Software stellen wir Unternehmen aus den verschiedensten Branchen und mit den unterschiedlichsten Aufgaben, Funktionen zu Verfügung und wenden diese auf deren Abläufe an. Immer mit dem Anspruch, deren Prozesse zu verbessern, sodass die tägliche Arbeit (kurz- wie langfristig) effizienter und absehbar wird. Alles um Beständigkeit zu gewährleisten und Krisen zu vermeiden. Wenn es nur immer so wäre, denn am Ende des Tages ist das Leben nicht planbar.
Im Netz der Systematik
Und genau dort entsteht der Widerspruch. Denn frei nach Darwin überlebt der Stärkere. In den harten Gefilden der freien Marktwirtschaft der, der schnell und neu umdenkt und auf Krisen reagiert. Also innovativ ist – Innovation ist aber niemals routiniert, plan- oder kontrollierbar. Die erfolgreichsten Ideen entstehen aus Zufällen – und nicht selten aus Krisen. Die wir aber unbedingt vermeiden wollen.
Hat man dieses Paradoxon erst mal erkannt, wird auch klar, warum wir der Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen – durch die vermehrte Digitalisierung der Arbeitswelt – an uns vorbeirauschen mit offener Kinnlade verfolgen, während diese uns rat- und planlos zurücklassen. Wir haben uns verfangen im Netz unserer Kalkulationen und Systeme und wundern uns jetzt, warum das alles so langsam geht mit der Veränderung.
Systeme aufbrechen: Krisen sind Chancen
Eine erste Veränderung für uns alle wäre vielleicht Krisen nicht mehr zu vermeiden, sondern einzuplanen. Und wenn wir schon dabei sind, ihnen die negative Semantik zu verändern. Rechnen wir Überraschungen. Schaffen wir die Basis für eine Arbeitswelt, auf die der Satz: „Es ist etwas passiert“ nicht mit: „Oh Gott, was?“ beantwortet wird, sondern Änderungen als Chancen für ein besseres Ergebnis gesehen werden.
Auch die Software-Systeme sollte sich ändern. Statt ein manifestiertes Bild eines Unternehmens und seinen Prozessen zu zeichnen, sollten Lösungen entstehen, die Unternehmen die Möglichkeit geben flexibel zu sein und frei zu wachsen.