Eins nach dem Anderen
Die eher klassische Variante: Schritt für Schritt. Das Projekt wird dabei in Phasen eingeteilt. Standard sind hier meist die Analyse der Prozesse, Konzeption, Implementierung, Integrationstest und zum Schluss das Rollout. Ist eine Phase beendet, wird im Nachhinein nicht großartig daran geschraubt, verbessert und abgeändert. Die Strukturen können von Vorteil sein, wenn es einer großen Planungssicherheit bedarf. Volle Kontrolle also. Das Finden besonders viele IT-Unternehmen erst mal toll.
Allerdings birgt die lineare Herangehensweise auch ihre Risiken. Denn ein ERP-Projekt ist so komplex, dass Fehler oft erst dann auffallen, wenn man wirklich danach sucht – oder wenn es eben zu spät ist. Ein Beispiel wäre, dass Prozesse deshalb fälschlich angepasst oder einfach in der Analyse vergessen werden. Hier kommt es oft zu Missverständnissen, da die meisten Unternehmen (zumindest im Mittelstand) mit Anbietern zusammen arbeiten, die sich bei der Prozess-Analyse auf die Aussagen des Unternehmens stützen müssen und das Unternehmen wiederum nicht alle Möglichkeiten/Lösungen des Anbieters kennt. Wenn das Konzept steht – diese Phase also abgeschlossen ist – dann fällt das Fehlen oder der Fehler eines Prozesses erst in der Integration auf. Korrekturen sind hier aber vor allem eins: teuer.
Man könnte nun meinen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als die zusätzlichen Kosten am Ende eines ERP-Projekts zu tragen. Tut es aber. Gerade wenn sich in Ihrem Unternehmen andeutet, dass das Projekt viele Änderungen an Prozessen und Arbeitsabläufen mit sich bringen wird – ergo komplex ist und damit unübersichtlich wird – könnte auch die agile Variante des Prozessmanagements etwas für Sie sein.
Mit Durcheinander den Überblick behalten
Die Gegenüberstellung „linear vs. agil“ wird im ERP – Geschäft noch von wenigen angestellt. Mit einer agilen Methode werden Sie im Gegensatz zu der linearen keine einzelnen Phasen abarbeiten. Stattdessen werden kurze Bearbeitungszyklen durchgeführt, in denen einzelne Funktionen komplett konzipiert, implementiert und getestet werden. Um dies möglich zu machen, ist eine enge Zusammenarbeit von Anbieter und Unternehmen unerlässlich, denn dieses muss die Ergebnisse während jedes Zyklus verbessern. So können etwaige Änderung sogar noch während der Implementierung umgesetzt werden und Fehler werden spätestens bei der unmittelbar folgenden Testphase einzelner Funktionen erkannt. Zudem hat die agile Methode den Vorteil, dass die Anwender (das Unternehmen) gleich mit dem „neuen“ System vertraut werden und auch verstehen, warum sich welcher Wandel vollzieht.
Schwierig ist es für Anbieter wiederum, wenn die Geschäftsführung von der agilen Methode zu überzeugt werden muss. Denn der scheinbare Kontrollverlust mangels genau kalkuliertem Projektplan ist für die Meisten doch ungewohnt. Zu Beginn des Projekts lässt sich also kaum sagen, wann einzelne Funktionen tatsächlich auch funktionstüchtig sind. Doch wie oben beschrieben: geplant heißt nicht fertig.
Wer gewinnt im Spiel „linear vs. agil“ ?
Zwei Drittel der ERP-Projekte werden heutzutage linear abgearbeitet. Allerdings bricht sich immer mehr die Erkenntnis bahn, dass agile Methoden vielleicht die richtige Antwort auf immer komplexere Projektanforderungen ist.