Schnell und einfach: Das ist die Entscheidung für ein neues ERP-System nicht. Zunächst gilt es schließlich die Frage zu beantworten, ob man überhaupt eine Software braucht? Und wenn das Unternehmen schon eine hat, ob es denn wirklich immer schneller, besser und neuer sein muss? Und diese Fragen sind berechtigt. Aber selbst als ERP-Berater ist diese nicht einfach zu beantworten.
Organismus Unternehmen
Mit Unternehmen verhält es sich ähnlich wie mit uns als einzelne Personen. Ein Unternehmen ist ein Organismus und zerlegt man es in seine Einzelteile, sind alle gleichermaßen wichtig. Herz und Hirn. Buchhaltung und Vertrieb. Das eine braucht das andere. Sonst fällt der Laden auseinander.
Wenn Sie nun also die Lebensdauer des Ganzen möglichst lang erhalten wollen, müssen Sie ihn entsprechend in Schuss halten. Im Falle des Unternehmens bedeutet das, die Abläufe und Prozesse müssen fließen. Ablagerungen in den Laufbahnen können zu Fehlern und damit zu Verlusten der Effizienz führen. Im schlimmsten Falle lähmt Sie das nicht nur in Ihrem Schaffen, sondern wirft Sie dann aus der Bahn.
Aber das Wort „Organismus“ beinhaltet hier schon die Lösung. Ein Organismus ist ein System, das aus einzelnen, zusammenwirkenden „Organen“ besteht. Und wodurch kann das besser „organisiert“ werden, als durch ein ERP-System? Richtig – dafür gibt es diese Systeme ja. Aber das wäre zu einfach.
Was Unternehmen brauchen
Nun sind wir aber wieder bei der Frage, wann ist es genug Enterprise-Resource-Planning?
Und die ist ebenso schwierig zu beantworten, wie die Frage nach gesunder Ernährung. Und die Antwort ebenso unbefriedigend. Denn ähnlich wie beim Essen, ist (abgesehen von einigen Grundregeln) für den einen Dies besser, für den anderen Jenes. Ihre Lieferkette ist sehr unkompliziert? Dann können sie ungehemmt Bestellungen futtern. Ein Auftrag durchläuft erst viele verschiedene Stationen, bevor er rausgeht? Dann sollten Sie doch eher, zu spezifischeren Produkten greifen.
Was Unternehmen wollen
Dennoch gibt es natürlich auf jede Menge Dinge, die für die Lebensdauer des Unternehmens nicht unbedingt relevant sind, aber dennoch wichtig sein können. Auch hier ist es ähnlich wie bei uns. Brauchen Sie das Auto, den maßgeschneiderten Anzug, den Urlaub auf der Südsee-Insel. Nein brauchen nicht. Aber glücklich macht es Sie vielleicht trotzdem. Zumindest temporär. Das „Glück“ heißt bei Unternehmen „Erfolg“. Und dieser wird daran gemessen, wie es sich auf dem Markt schlägt. Ein erfolgreiches Unternehmen steht also immer in Relation zu den Mitbewerbern. Wenn es nur ein Milchverkäufer im Dorf gibt, hat dieser große Handlungsfreiheit. Kommt ein zweiter Milchverkäufer hinzu beginnt der Wettbewerb. Sie müssen sich profilieren. Während der eine Milch in verschiedenen Mengen verkauft, hat der andere immer besonders frische Milch. Dieses Angebot müssen die Milchverkäufer aber gewährleisten. Und wenn dann noch ein Milchverkäufer kommt, der sein Produkt liefert – Sie wissen worauf das hinauslaufen kann.
ERP-Systeme bieten also viele Möglichkeiten das eigene Unternehmen erfolgreicher zu machen. Jedoch sind viele Funktionen nicht „lebensnotwendige“ Implementierungen. Dennoch kann es für Sie und Ihre Mitarbeiter motivierend sein, ein bisschen mehr als eben notwendig zu haben. Und hier gilt auch wieder das Individuum. Für den einen ist es das neue Auto, für den anderen der maßgeschneiderte Anzug.
Letzend Endes ist es wie im Leben oft eine Gefühls-Entscheidung ob ein neues ERP-System her und wenn ja, was dieses leisten muss. Wichtig ist, die Entscheidungen so zu treffen, dass die Priorität auf dem notwendigen Teil liegt. Der Rest kommt später.