HGB und IFRS unterschiedliche Ziele und Ansätze in der Rechnungslegung verfolgen. Während das HGB auf Vorsicht, Gläubigerschutz und eine enge Verbindung zum Steuerrecht ausgerichtet ist, stehen bei den IFRS der Shareholder-Value und eine optimistischere, zukunftsorientierte Darstellung im Vordergrund. Diese Unterschiede haben großen Einfluss darauf, wie Unternehmen ihre finanziellen Ergebnisse und Positionen darstellen und bewerten. In einer globalisierten Wirtschaftswelt bieten die IFRS eine einheitlichere und international vergleichbare Informationsbasis, was insbesondere für global agierende Unternehmen und deren Investoren von Vorteil ist. SAP Business One bietet fortgeschrittene Funktionen, um die Anforderungen sowohl des lokalen HGB als auch der IFRS zu erfüllen und unterstützt Unternehmen dabei, die systematischen Herausforderungen der IFRS zu bewältigen.
Grundlegende Philosophien
IFRS und HGB verfolgen unterschiedliche Ziele. Das sollt man bei allen folgenden Schritten im Gedächtnis behalten.
Das HGB ist stark vom Vorsichtsprinzip und dem Gläubigerschutz geprägt. Dieser Ansatz betont die konservative Bewertung und führt zu einer tendenziell vorsichtigen Bilanzierung und Gewinnausweisung. Zudem ist das HGB eng mit dem deutschen Steuerrecht verknüpft, was sich in der häufig praktizierten Einheitsbilanz für handels- und steuerrechtliche Zwecke widerspiegelt.
Demgegenüber sind die IFRS stärker am Shareholder-Value orientiert. Ziel dieses Ansatzes ist es, den Unternehmenswert für die Anteilseigner zu maximieren. Dies führt tendenziell zu einem höheren Gewinnausweis und einer optimistischeren Darstellung der Unternehmensfinanzen.
Spezifischen Unterschiede zwischen IFRS und HGB
Der erste Schritt in der Implementierung der IFRS in SAP Business One besteht darin, die spezifischen Unterschiede zwischen IFRS und HGB zu verstehen und zu analysieren.
Zu den häufigsten Unterschieden gehören Aspekte wie Rückstellungen, Vorratsbewertung, Fremdwährungsbewertung, Ertragsrealisierung und die Bewertung sowie Abschreibung von Anlagevermögen. Es ist entscheidend, diese Unterschiede zu identifizieren und zu minimieren, um eine korrekte Berichterstattung zu gewährleisten.
Praktische Auswirkungen auf die Rechnungslegung
Ein wesentlicher Unterschied zwischen IFRS und HGB besteht in der Behandlung von Rückstellungen. Während nach HGB aufgrund des Vorsichtsprinzips tendenziell höhere Rückstellungen gebildet werden, werden nach IFRS aufgrund von Best-Case-Überlegungen tendenziell niedrigere Rückstellungen gebildet.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht in der Kapitalflussrechnung. Nach HGB besteht keine Verpflichtung, eine gesonderte Kapitalflussrechnung zu erstellen. IFRS hingegen integriert eine solche Rechnung in die Berichterstattung, was zu einer transparenteren Darstellung der finanziellen Liquidität führt.
Was das Betriebsergebnis betrifft, so wird dieses nach IFRS gesondert ausgewiesen, während es nach HGB nicht explizit ausgewiesen wird, aber identifizierbar ist. Das Betriebsergebnis spiegelt die Leistung des Unternehmens im Kerngeschäft ohne spekulative Geschäfte wider.
Bilanzierung und Bewertung in IFRS & HGB
Bei der Bilanzierung gibt es wesentliche Unterschiede zwischen IFRS und HGB. Das HGB orientiert sich an fortgeführten Anschaffungs- und Herstellungskosten als Bewertungsobergrenze. Die IFRS erlauben dagegen eine marktnahe und zukunftsorientierte Bewertung, die über die Anschaffungs- und Herstellungskosten hinausgehen kann. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Bewertung von immateriellen Vermögenswerten und latenten Steuern.
Anpassung des Kontenplans und Implementierung paralleler Buchhaltungssysteme
SAP Business One ermöglicht es, den Kontenplan anzupassen, um neue IFRS-Konten zu integrieren und gegebenenfalls bestehende Konten umzubenennen. Diese Anpassung schafft die Voraussetzung für eine klare Trennung und genaue Buchung nach beiden Standards. Parallel dazu ist die Implementierung paralleler Buchhaltungssysteme erforderlich, um sowohl IFRS- als auch lokale Buchungen zu erfassen. Dies bedeutet die Einführung von drei Arten von Konten: lokale Gesetzgebung, IFRS und allgemeine Zwecke, um alle Szenarien abzudecken, die sich aus der Übernahme der IFRS ergeben.
Einhaltung des IFRS 15 mit SAP Business One
Ein spezieller Aspekt der IFRS, der IFRS 15, befasst sich mit der Umsatzrealisierung aus Kundenverträgen und stellt spezifische Anforderungen an die Buchhaltung und Finanzberichterstattung. Die Schlüsselschritte des IFRS 15 umfassen das Identifizieren des Vertrags mit einem Kunden, das Identifizieren aller einzelnen Leistungsverpflichtungen innerhalb des Vertrags, das Bestimmen des Transaktionspreises, die Zuweisung des Preises zu Leistungsverpflichtungen und das Erkennen von Einnahmen, wenn die Leistungsverpflichtungen erfüllt werden.
Um den IFRS 15 in SAP Business One zu erfüllen, sollten Unternehmen den Rahmenvertrag nutzen, um den Vertrag mit dem Kunden zu dokumentieren. Dies beinhaltet die Erfassung von Artikeln, Mengen, Preisen und Lieferhäufigkeit. Bei der Lieferung des Produkts oder der Dienstleistung wird ein AR-Dokument erstellt, das an das Rahmenabkommen gebunden ist und somit alle festgelegten Einstellungen automatisch übernimmt. Die Umsatzerkennung erfolgt bei der Buchung der AR-Rechnung.
Vorgehensweise bei der Implementierung von IFRS in SAP Business One
Für eine effektive Implementierung von IFRS in SAP Business One sollten Sie je nach Bedarf zusätzliche IFRS-Konten hinzufügen und bestehende Konten entsprechend umbenennen. Detaillierte Anweisungen hierzu finden Sie im Abschnitt über den Kontenplan.
Es ist auch wichtig, die Konfigurationen anzupassen, die bestimmen, auf welche Sachkonten Transaktionen in SAP Business One gebucht werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie in den Anweisungen unter Kontenfindung Sachkonten.
IFRS-Buchungen automatisch verbuchen
IFRS-Buchungen werden oft manuell durchgeführt. Besprechen Sie mit Ihrem SAP-Partner und dem Buchhalter Ihres Unternehmens die Möglichkeit, bestimmte IFRS-Buchungen automatisch zu verbuchen.
Überprüfen Sie die Standardwerte für Referenz- und benutzerdefinierte Felder in Journalbuchungen und passen Sie diese gegebenenfalls an.
Wenn Sie interne Abstimmungsprozesse automatisieren oder halb automatisieren, können Sie bestimmte Referenzfelder als Regeln für die automatische Abstimmung oder als Parameter für die halbautomatische Abstimmung definieren. Diese Einstellungen beeinflussen den Abstimmungsprozess, nicht direkt die IFRS.
Definieren von Finanzberichtsvorlagen für IFRS
Erstellen Sie spezifische Finanzberichtsvorlagen für IFRS, die eine Kombination aus IFRS- und allgemeinen Konten enthalten. Wenn Sie ein Sachkonto mehr als einmal in einer Vorlage verwenden möchten, aktivieren Sie die Option „Mehrfachverknüpfung mit Finanzberichtsvorlagen erlauben“ im Fenster Sachkontendetails. Dies ist besonders nützlich, wenn Sie in Ihrer Bilanz getrennte Soll- und Habenseiten eines Kontos ausweisen möchten, anstatt den Gesamtsaldo – eine Seite unter Aktiva, die andere unter Passiva.
Bilanzvorlagen und Berichte prüfen
Überprüfen Sie, welche Konten mit welchen Bilanzvorlagen verknüpft sind, indem Sie unter Extras > Abfragen > Systemabfragen die Option „Sachkontenposition in Bilanzvorlagen“ wählen.
Legen Sie fest, welche Sachkonten in welchen Berichten verwendet werden sollen. Anweisungen zum Auffinden und Auswählen der relevanten Sachkonten für einen Bericht finden Sie unter „Auffinden von Sachkonten für die Einbeziehung in Finanzberichte/Periodenabschlüsse“.
Falls bisher nicht geschehen, überprüfen und passen Sie die Benutzerberechtigungen Ihres Unternehmens an die IFRS-Vorschriften an. Führen Sie alle notwendigen Parallelbuchungen für IFRS manuell durch.
Bevor Sie die folgenden Berichte erstellen, legen Sie die Auswahlkriterien für die Referenzfelder und benutzerdefinierten Felder fest, die in Ihrem Unternehmen für IFRS benötigt werden:
- Sachkontenbericht
- Belegjournal
- Summen- und Saldenliste
- Bilanz
- Gewinn- und Verlustrechnung
Erstellen Sie die für IFRS erforderlichen Finanzberichte sowie die folgenden Inventarberichte:
- Bestandsbewertungsbericht
- Lagerbewertungssimulationsbericht
- Bestandsprüfungsbericht
Einrichten von Referenz- und benutzerdefinierten Feldverknüpfungen für IFRS in SAP Business One
Mit SAP Business One können Sie die Auswirkungen von Geschäftsaktivitäten in Ihren Finanzberichten auf der Grundlage der Werte in Referenz- und benutzerdefinierten Feldern differenzieren und analysieren.
SAP Business One stellt eine Reihe von Referenzfeldern in Journalbuchungen zur Verfügung, die zur Erfassung spezifischer Informationen aus Quellbelegen verwendet werden. Diese Felder ermöglichen das Kopieren von Werten aus dem Ursprungsbeleg in die Journalbuchung. Bei einem Quellbeleg kann es sich um einen beliebigen Beleg in SAP Business One handeln, der Journalbuchungen erzeugt und sich somit auf die Finanzkonten auswirkt.
In SAP Business One sind die Referenzfelder je nach Art des Quellbelegs mit vordefinierten Werten vorbelegt. Diese Werte können bei der Einrichtung Ihres Systems, z. B. für IFRS-Zwecke, oder bei der manuellen Erstellung einer Journalbuchung überschrieben werden. Ein typisches Beispiel hierfür ist, dass in Ihrem Unternehmen unterschiedliche oder zusätzliche Informationen in Journalbuchungen erfasst werden müssen, um tägliche Transaktionen, IFRS-Anforderungen oder lokale, branchenspezifische oder gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.