Zum Anpassen der Prozesse eines ERP gibt es zwei Methoden. Customizing ist die Methode, die das System innerhalb der Möglichkeiten anzupassen, die das System anbietet.
Im Zuge der Digitalisierung sind Unternehmensprozesse immer individueller geworden. Damit ist auch die Schwierigkeit gewachsen, diese abzubilden. Zwar haben die meisten modernen ERP-Systeme viele Standardfunktionen integriert, jedoch muss die Software in der Regel an das Unternehmen angepasst werden. Das ergibt so weit Sinn, wie es ihre Wettbewerbsfähigkeit stützt, also ihre Individualität stärkt. Ein Portfolio an super-einzigartigen Arbeitsabläufen macht zwar etwas her, bringt Ihnen in der Optimierung Ihres Unternehmens aber wenig.
Customizing vs Code-Basis
Coding ist natürlich die Methode, für die eine größere Expertise vonnöten ist. Das ist meist mit Geld verbunden, weshalb viele Unternehmen gerne zu Standardlösungen auf dem ERP-Markt greifen, die Versprechungen machen, ganz ohne Anpassungen zu arbeiten. Gängiger ist immer daher immer noch die Customizing-Variante. Je nach Komplexität der Software bietet diese eine unterschiedliche Anzahl an hausgemachte Optionen zur Anpassung. Manche Systeme halten es sehr simple, während man bei anderen jeden einzelnen Schritt modifizieren kann. Auf der Benutzeroberfläche werden diese Schritte meist durch simple Kästchen abgebildet, sodass der Nutzer durch die Anpassung geleitet wird. Steigt jedoch die Komplexität der Software, werden auch die Anpassungen weitreichender – heißt, sie ein Klick wirkt sich eventuell auf einen viel größeren Prozess aus. In diesem Fall lohnt es schon wieder, einen Berater an der Seite zu haben, der die Anpassungen gemeinsam mit einem durchführt.
Vorteil und Nachteil von Customizing
Großer Vorteil der Customizing-Variante ist und bleibt, dass es schnell und einfach ist. Allerdings ist man wiederum auf die Anpassungsmöglichkeiten beschränkt, die in der Software integriert ist. Bei einer spezifizierten Branchen-Software kann das bereits ausreichen. Gerade junge Unternehmen heben sich aber dadurch ab, dass sie Branchen kombinieren (z.B. Retail und Service), weshalb deren Bedürfnisse in vorgefertigter ERP-Software auch nicht optional abgebildet sind.
Alles machbar auf Code-Ebene
Die Alternative ist also das System auf Code-Basis anzupassen. Dabei kann man Funktionen ergänzen und Prozesse ausbauen. Der Vorteil: Sie bekommen ein auf Sie zugeschnittenes System. Der Nachteil: Je spezieller, desto teurer. So die Regel. Denn die wenigsten Unternehmen haben einen Haus-Programmierer, der auf Anwendungssoftware im ERP-Bereich spezialisiert ist. Eine angepasste Software kostet außerdem auch jedes Mal beim Update extra, da das System nicht automatisch auf die nächste Version springt, sondern der modifizierte Quellcode immer mitgenommen werden muss. Das kann schon mal zu Komplikationen führen, wenn es viele Anpassungen gibt. Durch die zeitlichen Verzögerungen wird ein Update dann gern mal verschoben, um Zeit und Geld zu sparen. Währenddessen veraltet das System dann langsam aber sicher.
Die Mitte macht’s
Aber genug von den Horror-Geschichten. Der schlechte Ruf, der der Anpassungs-Programmierung vorauseilt hilft letzten Endes Niemandem weiter. Und das tut die günstige Variante der Customizing-ERP-Software im übrigen auch nicht. Denn selten reichen die abgebildeten Funktionen in einer Standardsoftware aus, um die Prozesse in einem Unternehmen wirklich langfristig zu begleiten. Allerdings sind tot-optimierte ERP-Riesen-Systeme auch mehr Last als Hilfe.
Die Lösung ist – wie so oft – das Mittelmaß. Prozesse, die Sie zwar abbilden müssen, jedoch flexible genug sind, um sich einem System anzupassen, ohne die Individualität und damit die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens einzuschränken. Die Anwendungen wiederum, die Sie definitiv brauchen, um sich auf dem Markt zu behaupten, dürfen individualisiert werden – und dazu dürfen Sie auch gern in den Geldbeutel greifen, denn das lohnt sich. Verkauft Ihr Unternehmen z.B. einerseits Produkte (Retail) und stellt diese andererseits personalisiert zusammen (Service), muss man hier verschiedene Prozesse abbilden und miteinander verknüpften. Wenn Sie sich durch den Service-Aspekt auf dem Markt abheben, sollten Sie ihn auch entsprechend funktionell stärken.
Schnittstellen und Know How
ERP-Lösungen wie SAP Business One, die trotz der Abbildung vieler erprobter Standard-Funktionen, durch Schnittstellen Verknüpfungen verschiedener Systeme möglich machen können hier von großem Vorteil sein. Bevor man die Anpassung der ERP-Software betreibt, kann man vielleicht über die Anbindung von zusätzlicher spezialisierter Software das gewünschte Ergebnis erreichen. So kann man auch temporäre Anforderungen lösen, ohne auf immer sein ERP-System zu verbiegen.
Coding und Customizing in der Cloud
Auch ERP Systeme werden zunehmend in der Cloud betrieben. Die Anpassbarkeit dieser Systeme sind oft schon wegen der Cloud-Logik mehr oder weniger beschränkt. Allerdings gibt es hier einige Unterschiede, je nachdem welches konkretes Cloud-Szenario sich hinter der Wolke verbirgt. Privat Cloud, Hybrid Cloud, Puplic Cloud oder PAAS und SAAS. Der Variationen gibt es viele und je nachdem auch die Anpassbarkeit. Eines ist logisch und klar: Je mehr auf eine gemeinsame Nutzung durch mehrere Parteien gesetzt wird, umso weniger lässt sich die Software individualisieren.