Vom Datengrab zur Denkfabrik: KI in ERP-Systemen
28 Okt.

Vom Datengrab zur Denkfabrik: KI in ERP-Systemen

ERP-Systeme entwickeln sich mit KI von passiven Datenspeichern zu lernenden Steuerungsinstrumenten. Dieser Wandel eröffnet neue Chancen – gerade für den Mittelstand.

ERP-Systeme galten lange als digitale Archivare – stabil und verlässlich, aber rückwärtsgewandt. Sie speicherten vergangenheitsbezogene Daten, ohne Impulse für die Zukunft zu liefern. Mit dem Einzug Künstlicher Intelligenz (KI) ändert sich das grundlegend: ERP-Systeme entwickeln sich zu lernfähigen Systemen, die Handlungsempfehlungen geben und Entscheidungen vorbereiten.

Wenn Ihre ERP-Software plötzlich mitdenkt

Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entstehen dadurch neue Chancen. Laut einer McKinsey-Studie kann der Einsatz von KI im ERP-Kontext Entscheidungsprozesse um bis zu 40 % beschleunigen und operative Kosten um 20 % senken.

Die folgenden fünf Erkenntnisse zeigen, warum die Integration von KI in ERP-Systeme mehr ist als ein technologischer Trend – sie ist ein strategischer Wendepunkt für den Mittelstand.

KI-Implementierungsprozess für KMU

1. Vom Rückspiegel zur Vorschau: ERP-Systeme werden vorausschauend

Traditionelle ERP-Lösungen liefern vergangenheitsorientierte Kennzahlen. KI erweitert diese Perspektive: Aus einem „System of Record“ wird ein „System of Foresight“. Anstatt nur Ist-Zahlen abzubilden, ermöglichen Algorithmen präzise Vorhersagen – zum Beispiel bei:

  • Absatzprognosen auf Basis historischer Verkaufsdaten, Markttrends und sogar Social-Media-Stimmungen.
  • Liquiditätsvorschau, durch die Analyse offener Forderungen, Zahlungsziele und saisonaler Schwankungen.
  • Predictive Maintenance, bei der Sensordaten zur frühzeitigen Wartungsplanung genutzt werden.

Der Effekt: Unternehmen handeln früher, schneller und gezielter – mit direkter Auswirkung auf Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit.

2. KI ist kein Privileg für Großunternehmen

Die Vorstellung, dass KI nur mit Data Scientists, Speziallösungen und hohen Budgets realisierbar ist, ist überholt. Moderne Cloud-ERP-Systeme bieten integrierte KI-Funktionen, die ohne Zusatzprogrammierung nutzbar sind.

Zudem ermöglichen Low-Code- und No-Code-Plattformen wie Power Automate oder Make die einfache Integration von KI-Workflows – per Drag & Drop, ohne tiefes technisches Wissen.

Diese Demokratisierung hat eine klare Folge: Nicht die IT-Ressourcen entscheiden über den Erfolg, sondern die Bereitschaft zur Prozessinnovation.

3. Datenqualität ist das Nadelöhr jeder KI-Initiative

„Garbage in, garbage out“ gilt in besonderem Maße für KI im ERP-Kontext. Die Wirksamkeit von Algorithmen hängt unmittelbar von der Qualität der zugrundeliegenden Daten ab. Fehlerhafte, unvollständige oder inkonsistente Datensätze führen zu falschen Prognosen – mit potenziell gravierenden Folgen für Planung und Steuerung.

Studien zeigen, dass mangelhafte Datenqualität zu den häufigsten Ursachen für gescheiterte ERP-Projekte zählt. Unternehmen sollten die Datenpflege nicht als Nebenprojekt, sondern als strategisches Fundament behandeln.

4. Die versteckten Kosten: KI ist kein reines Lizenzmodell

Die Einführung von KI-Funktionalitäten ist mit mehr verbunden als einmaligen Lizenzgebühren. Wer nur die Oberfläche der Kosten betrachtet, läuft Gefahr, die Total Cost of Ownership (TCO) zu unterschätzen. Zu berücksichtigen sind insbesondere:

  • API- und Nutzungsgebühren für cloudbasierte KI-Services
  • Wartungskosten für Modelle und Workflows
  • Aufwände für Datenmanagement und Datenschutz
  • Schulungs- und Change-Aufwände im Unternehmen

Gerade bei wachsendem Nutzungsvolumen kann die Skalierung zu einem unerwarteten Kostentreiber werden.

5. Mehr als Automatisierung: KI stärkt Resilienz und Nachhaltigkeit

Oft wird KI mit Effizienzsteigerung gleichgesetzt. Dabei liegt der strategische Mehrwert in der Stärkung unternehmerischer Resilienz und nachhaltiger Transformation. Zwei zentrale Potenziale:

  • Krisenfrüherkennung durch automatisierte Risikoanalysen (z. B. Lieferengpässe, Preisschwankungen, geopolitische Ereignisse).
  • Nachhaltigkeitsmonitoring über automatisierte CO₂-Bilanzen und Optimierungspotenziale in der Lieferkette.

KI wird damit zum strategischen Partner – nicht nur für Effizienz, sondern für Zukunftsfähigkeit.

Schluss: Strategischer Handlungsbedarf für den Mittelstand

Die Integration von KI in ERP-Systeme ist längst Realität. KMU, die jetzt investieren, sichern sich nachhaltige Vorteile – in Agilität, Entscheidungsqualität und Resilienz.

Doch der Erfolg hängt nicht allein von der Technologie ab, sondern von klaren Voraussetzungen: saubere Daten, realistische Kostenkalkulationen und konkrete Anwendungsziele. Wer diese Punkte berücksichtigt, verwandelt sein ERP-System in einen echten Mitdenker.

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